Entscheidungen treffen
Früher, d.h. in unserem Fall noch während der Schwangerschaft, hätte es eigentlich nie zur Debatte gestanden, dass es ein anderer Kindergarten als der nächstgelegene sein würde für unser Kind, warum denn auch!? Inzwischen stehen die Dinge nun mal anders. Man hat tiefere und wesentlich verzweigtere Gedankengänge als vorher, wägt viel mehr ab und stellt sich immer wieder die ganz normale Frage, was denn nun eigentlich das Beste für sein Kind ist.
Schleichend wird man begleitet durch die Angst, doch falsche und/oder schwerwiegende Entscheidungen zu treffen: Soll es nun der nahe Regelkindergarten sein, in den er mit den Nachbarskindern gehen kann oder doch eher ein Kindergarten, der bereits Erfahrungen mit Integration gesammelt hat? Oder sogar ein auf Kinder mit Handicap spezialisierter Kindergarten, in welchem man ein geschultes und einfühlsames Team an Sonderpädagogen hat und auch diverse Förderungen angeboten werden. Es gibt wie bei jeder Entscheidung die Pros und Contras, die es abzuwägen gilt.
Ein wirkliches Richtig oder Falsch scheint es allerdings nicht zu geben, und vor allem gibt es hierbei leider auch keine Pauschallösung. Jeder einzelne muss für sich und vor allem für sein Kind diese Entscheidung ganz individuell treffen.
Was manchmal hilfreich sein kann ist der Gedanke, dass die getroffene Entscheidung ja nicht in Stein gemeißelt ist; wenn man merkt, dass das Kind sich dort gar nicht wohlfühlt oder etwas einfach nicht so recht passen will, kann immer noch ein neuer und passenderer Weg gesucht werden.
Zeit, loszulassen
Es ist heute merkwürdig gewesen, das Frühstück zu richten und es, statt gemeinsam zu essen, in eine Brotdose zu packen und zusammen mit den restlichen Sachen in der neuen Kindergartentasche zu verstauen. Egal, Gedanken beiseiteschieben und auf in den Kindergarten!
Wir haben uns im Übrigen für den Kindergarten der Lebenshilfe entschieden. Im Vorgespräch fühlten wir uns dort sofort verstanden und gut aufgehoben, keine Frage oder Sorge wurde als Nichtig abgetan, sondern ernst genommen und mit uns gemeinsam erörtert. Als Philipp dann noch in der Kleingruppe schön zu spielen anfing und vertrauensvoll zusammen mit seiner zukünftigen Kindergärtnerin und einem anderen Kind ein Buch anguckte, hat es sich einfach richtig angefühlt. Seine Eingewöhnung verlief super und absolut problem- und tränenlos (also bei ihm zumindest ).
Und jetzt ist es also soweit – ich sitze hier nun alleine in meinem Auto. Alleine, da ich soeben tatsächlich meinen zweijährigen Knirps zu seinem ersten Kindergartentag gebracht und nach einem kurzen Drücken und Busseln abgegeben habe!
Obwohl ich mich lange auf diesen Moment vorbereitet habe, fällt es mir doch schwerer als gedacht, jetzt einfach so mir nichts dir nichts loszufahren. Nach einem letzten Blick auf mein Handy muss ich mir aber eingestehen, dass es wohl auch ohne Mama zu gehen scheint. Also fahre ich etwas in Gedanken versunken los.
Nach 4 Stunden, die ich mit Kaffee trinken und Zeit vertrödeln in unmittelbarer Nähe (es hätte ja ein Anruf kommen können! – kam aber nicht) verbracht habe, konnte ich einen strahlenden und sehr müden Philipp in Empfang nehmen, der in dieser Zeit sein komplettes Frühstück verputzt, eine ½ Stunde Sport gemacht, 2 Portionen Mittag gegessen und zwischendrin viel gespielt und toll mitgemacht hatte.
Mir ging das Herz auf und ich bin sehr stolz auf unseren kleinen Pippo, dass er das alles so toll meistert und seinen Weg zu gehen scheint.
Eveline du machst alles richtig. Ich bin stolz auf dich, wie du dich für Philipp einsetzt. War beim Lesen den Tränen nah gewesen. Deine Fähigkeit zur Selbsreflexion imponiert mit und gibt mit das Gefühl, dass Philipp sich die richtige Mama ausgesucht hat. Alles Liebe und weiter so.