Bewegte Logopädie
„Die Sprache ist der Schlüssel zur Welt“ (Wilhelm von Humboldt)
Wie wichtig Sprache im alltäglichen Umgang wirklich ist und was für einen hohen Stellenwert sie schon im Kindesalter hat, merkten wir selber erst so richtig, als Lorenz mit 2 Jahren in den Kindergarten kam und es ihm immer öfters schwer viel sich gegenüber anderen verständlich zu machen. Was auf beiden Seiten oft zu Unverständnis und bei Lorenz dann auch zu Zorn und Trotz führte. Zu Hause ging und geht die Verständigung leichter, da wir seine Gesten, Gebärden und Laute besser verstehen bzw deuten können. Um die Frustration von Lorenz abzubauen wollten wir einen Weg finden, der ihm Spaß macht das Sprechen weiter zu erlernen. Somit machten wir uns auf die Suche nach anderen Möglichkeiten von Therapien, ergänzend zu unserer wöchentlichen Logo-Stunde. Dabei stieß mein Mann per Zufall bei einem beruflichen Termin auf die ‚Bewegte Logopädie‘ in Leutkirch im Allgäu.
Bewegte Logopädie‘ bedeutet Reittherapie mit Logopädie in Kombination. Das weckte bei uns gleich großes Interesse, da Lorenz sehr begeistert ist im Umgang mit Tieren und ich selber sehr gerne reite. Nachdem ich die Homepage www.bewegte-logopaedie.de gelesen hatte, war für uns klar – das testen wir! Seit unserer ersten Intensivwoche im November 2016, ist die ganze Familie total begeistert von dieser Therapie und vor allem von den tollen Sprachfortschritten die Lorenz seitdem gemacht hat und seiner Freude dabei.
Bei unserem ersten Besuch war alles für uns natürlich noch neu und spannend. Die 5 Tage sind vom Ablauf gleich aufgebaut, morgens ist zuerst Reitstunde mit Logopädie auf dem Pferd und nachmittags Logopädie in der Praxis. Lorenz hat sich im Pferdestall gleich wohl gefühlt und fleißig geholfen sein Pferd ‚Faxi‘ zu putzen und die Hufe auszukratzen. Ohne Reithelm geht es natürlich nicht los, das hat Lorenz ganz schnell verstanden und schon bald selbst aus der Kiste seinen Helm herausgesucht. Mit Reithelm und einem Strahlen im Gesicht geht es dann los in Richtung Reitplatz oder bei schlechtem Wetter in die Halle. Nach den ersten Runden hat Lorenz das Prinzip verstanden, dass von Station zu Station geritten wird und ohne sprachlichen Fleiß / Erfolg Faxi nicht weiter läuft. Die erste Reitstunde verging wie im Flug und Lorenz versuchte die vorgegebenen Laute, Tierstimmen oder Gebärden nachzumachen. Er fühlte sich nach kurzer Zeit schon so wohl auf dem Pferd, dass er immer wieder Quatsch machte und alle zum Lachen brachte. Wieder zurück im Stall half Lorenz eifrig nochmals die Hufe auszukratzen und holte für Faxi eine Karotte und einen Keks zur Belohnung. Die nächsten Kinder mit Ihren Eltern warteten auch schon gespannt im Stall, wann es endlich bei ihnen losgeht. Lorenz nutzte das Getümmel und machte sich schon mal auf den Weg den restlichen Stall zu erkunden und die anderen Pferde näher zu betrachten und mit Heu zu füttern. Mit viel Überzeugungskraft konnten wir Lorenz dann doch noch aus dem Stall holen und in die Ferienwohnung zurück fahren.
Nach dem Mittagessen und einer Schlafpause machten wir uns auf den Weg in die Praxis. Am ersten Tag war ich noch mit im Zimmer und bei den logopädischen Übungen dabei, ab dem 2. Tag ging Lorenz alleine in den Raum. Lorenz hatte zu dieser Zeit noch nicht so viel Ausdauer und Geduld lange zu sitzen und aufmerksam mitzumachen. Frau Scheer blieb sehr hartnäckig dabei, dass Lorenz auf seinem Stuhl sitzen bleiben muss und von dort aus mitspielt und -arbeitet. Der anfängliche, oft auch lautstarke Widerstand legte sich zu unserer großen Verwunderung sehr schnell und Lorenz war mit Eifer und Ehrgeiz bei der Sache. Die am Anfang der Woche noch tonlosen Buchstaben und Wörter wurden immer lauter, je öfters er sie wiederholte und sicherer dabei wurde. Nach den 5 Tagen hat Lorenz so viel Neues dazu gelernt, dass wir es gar nicht glauben konnten. Am Freitag saßen wir alle im Auto und haben lauthals und mit viel Gelächter ‚AAAAA‘ und ‚OOOOO‘ geschrien und gebärdet. Was war das für ein tolles Gefühl für uns alle, gemeinsam mit Lorenz das Gleiche sagen zu können. Der stolz in seinen Augen war Bestätigung genug, dass die Woche im Allgäu ein voller Erfolg war. Hausaufgaben und seinen Logo-Arbeitsordner haben wir auch mitbekommen, dass das Erlernte durch regelmäßige Wiederholungen sich festigt und das Sprechen weiter gefördert wird.
Daheim wieder im Alltag angekommen, üben wir fleißig die neu erlernten Sachen und arbeiten regelmäßig mit dem Logo-Ordner. Lorenz holt den Ordner mittlerweile sehr oft selber, gebärdet ‚arbeiten‚ und setzt sich an seinen Tisch, schlägt den Ordner auf und legt los. Manche Wörter oder Laute sind mit der Zeit wieder verschwunden, andere neue dafür dazu gekommen. Nach einiger Zeit tauchen dann die ‚alten‘ Wörter doch wieder auf und bleiben fest in seinem Wortschatz.
Es macht soviel Freude Lorenz dabei zu unterstützen, wie er mit Spaß und regelmäßigem arbeiten seinen Wortschatz immer mehr erweitert und es ihm und anderen leichter fällt sich miteinander zu verständigen. Da die ersten Jahre in der Sprachentwicklung von Kindern die Entscheidensten sind und Lorenz die größten sprachlichen Fortschritte in und nach der Intensivwoche macht, haben wir uns dazu entschlossen, in diesem Jahr dreimal mit Lorenz nach Leutkirch zu gehen. Wir sind schon sehr gespannt, wie die nächsten Aufenthalte dort werden und wie sich Lorenz weiter entwickeln wird.
In einer Woche geht es schon los zu Frau Scheer und Faxi – wir freuen uns schon rießig darauf!